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Auf der Überholspur des Schnees: ein Blick hinter die Loipen mit Beda Klee

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26. Februar 2024

Beda Klee, der schweizerische Langläufer, hat nicht nur die Loipen, sondern auch die Herzen der Fans im Sturm erobert. Kürzlich beeindruckte er im Massenstartrennen in Canmore mit einem herausragenden 12. Platz. In diesem exklusiven Interview gewährt uns Beda nicht nur Einblicke in seine Erfahrungen bei Skitouren und Marathons, sondern gibt auch wertvolle Tipps für junge Langläuferinnen und Langläufer. Trotz seiner Abwesenheit beim Engadiner Skimarathon – er wird in Oslo starten – verspricht das Gespräch, die Faszination und Herausforderungen des Langlaufs zu enthüllen.

Glücksgefühle nach einem Marathon.
Langläufer Beda Klee, die Nummer eins der Schweiz und Mitglied im Sport-X-Team, zum Thema Langlaufmarathon.

Glücksgefühle nach einem Marathon.

Langläufer Beda Klee, die Nummer eins der Schweiz und Mitglied im Sport-X-Team, zum Thema Langlaufmarathon.

Was macht für dich die Faszination eines Skimarathons aus im Vergleich zu anderen Langlaufwettbewerben?
«Wer einen Marathon überstanden hat, erlebt im Ziel unabhängig des Resultats besondere Glücksgefühle. Vom Ablauf her besteht der Unterschied darin, dass bei einem Marathon von A nach B gelaufen wird. Sonst sind es meist Rundkurse. Zudem gibt es Streckenabschnitte ohne Zuschauer*innen. In einer Gruppe durch den Wald zu laufen, auch das macht die Faszination aus. Ein Marathon lässt sich weniger genau planen als ein Rennen über 10 oder 15 Kilometer.»

 

Welche besondere Vorbereitung erfordert die Teilnahme an einem Skimarathon im Vergleich zu kürzeren Rennen?
«Es müssen mehr Skitests durchgeführt werden, weil sich die Schneeverhältnisse unterwegs ändern können, die Präparation darauf ausgerichtet sein muss. Bei einem kürzeren Rennen auf einem Rundkurs ist von konstanten Bedingungen auszugehen. Wichtig ist zudem, die Energiespeicher nicht erst am Vorabend oder vor dem Rennen mit kohlenhydratreichen Nahrungsmitteln wie Teigwaren, Reis, Kartoffeln und Obst zu füllen.»

Wie gehst du mit den Herausforderungen wie Wetterbedingungen und unterschiedlichen Streckenprofilen bei Skimarathons um?
«Wichtig ist, sich über die Wetterverhältnisse am Wettkampftag zu informieren, sich darauf einzustellen. Ich habe am Start jeweils Kleider für die verschiedensten Wetterbedingungen dabei und entscheide am Morgen, was ich anziehe. 20 Minuten zu frieren, lässt sich überbrücken, zwei Stunden bei einem Marathon nicht. Zur Vorbereitung gehört das Studium des Streckenprofils. Wenn ich weiss, dass ein Anstieg folgt, dann ein Flachstück, eine Abfahrt, auf der ich mich erholen kann, hilft mir das.»
 

 

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"Wichtig ist, sich über die Wetterverhältnisse am Wettkampftag zu informieren, sich darauf einzustellen. "

Welcher ist dein Lieblings-Skimarathon und warum?
«Es ist kein eigentlicher Marathon, sondern es sind die 50 Kilometer von Oslo am Holmenkollen. Das ist das Rennen mit der grössten Tradition im Weltcup. Die Stimmung, die Atmosphäre in Norwegen ist einmalig, ein emotionales Erlebnis. Weil der 50iger in Oslo am gleichen Tag wie der Engadin Skimarathon stattfindet, bin ich diesmal am Engadiner nicht dabei. Obwohl es das Ziel ist, diesen einmal zu gewinnen.»

 

Welche mentalen Strategien setzt du ein, um während eines langen Rennens fokussiert zu bleiben?
«Die Taktik ist wie in jedem Rennen relativ einfach: Es geht darum, möglichst lange in der Spitzengruppe dabei zu bleiben. In einem Marathon besteht zudem eher die Chance, in einer Gruppe nach vorne zu laufen, weil an der Spitze vielleicht das Tempo zusammenfällt. Es gilt, das Ziel nie aus den Augen zu lassen. Das hilft ebenso wie das Wissen, dass die Gegner ebenfalls an ihre Grenzen kommen und am Leistungslimit sind.»

 

Wie sieht deine Ernährungs- und Hydratationsstrategie während eines Skimarathons aus?
«Entscheidend ist, regelmässig zu trinken und sich zu verpflegen, bevor das Durst- und Hungergefühl einsetzt. Notfalls muss man sich zur Nahrungsaufnahme zwingen. Sonst ist es meist zu spät und es dauert einige Zeit, bis sich der Körper von einem Hungerast erholt hat. Es braucht eine Strategie, wann wie verpflegt wird. Mitentscheidend, was getrunken und gegessen wird, ist das eigene Befinden. Auch das Lustprinzip kann eine Rolle spielen. Etwas, das mir schmeckt, kann Energien freisetzen.»

 

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"Wichtig ist, sich über die Wetterverhältnisse am Wettkampftag zu informieren, sich darauf einzustellen. "

Welche Tipps würdest du jungen Langläuferinnen und Langläufern geben, die sich auf ihren ersten Skimarathon vorbereiten?
«Skitechnisch empfiehlt es sich, die Ski von einer Fachperson präparieren zu lassen, in den Tagen zuvor genügend zu schlafen, frühzeitig anzureisen und sich Videos von früheren Engadinern anzuschauen. Das motiviert, weckt die Vorfreude. Sie sollten zwei-, dreimal eine längere Distanz gelaufen sein. Ab Kilometer 30 ist vieles anders. Nie vergessen: Es ist ein Marathon und für den Kopf einfacher, Leute zu überholen als serienweise überholt zu werden.»

 

Wie sollen sie das Rennen einteilen?
«Inmitten von 10 000 Begeisterten zu laufen, birgt die Gefahr, ein zu hohes Anfangstempo anzuschlagen. Ein ‹Fahrplan› mit Durchgangszeiten in den Ortschaften oder nach Kilometern kann für die Renneinteilung helfen. Worauf auch geachtet werden sollte: Für die Verpflegung an den offiziellen Stationen sollte man sich genügend Zeit nehmen.»

 

Wie gehst du mit Rückschlägen oder schlechten Rennen um und welche Lektionen hast du daraus gelernt?
«Es geht darum, den gleichen Fehler nicht zweimal zu machen, auch aus den negativen Erfahrungen die Lehren zu ziehen. Die Gesundheit, die Form, das Material, der Rennverlauf, die Taktik, die Startnummer, die Vorbereitung, das Training, ein Konzentrationsfehler, ein Sturz, alles kann für ein schlechtes Rennen mitverantwortlich sein. Um den gleichen Fehler nicht nochmals zu begehen, ist wichtig, dass aus der Analyse klar wird, weshalb es nicht funktioniert hat.»
 

 

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Wir bedanken uns herzlich bei Beda Klee für diese faszinierenden Einblicke in seine Welt des Langlaufs. Wir wünschen ihm viel Erfolg bei den bevorstehenden Rennen und sind gespannt auf weitere spektakuläre Leistungen, die uns auf den Loipen rund um den Globus erwarten. 

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